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Therapie auf dem Pferderücken


Pferde können Menschen glücklich machen - und das nicht nur als Partner im Sport, sondern auch, wenn sie für Therapien eingesetzt werden.

 

In Himmelgeist arbeitet Ergotherapeutin Katharina Claaßen unweit ihrer Praxis mit dem Haflinger Twister.

Rheinische Post / Benrather Tageblatt, 30 März ´11

Himmelgeist Es sind nur wenige Schritte von der Praxis bis zum Stall. Oft arbeitet Ergotherapeutin Katharina Claaßen mit ihren Patienten an der frischen Luft, auf dem idyllische gelegenen Areal in Himmelgeist. Dann kommt der 16-jährige Haflinger "Twister" zum Einsatz in der tiergestützten Ergotherapie. Das ruhige, ausgeglichene Pferd habe einen "Aufforderungscharakter" und bringe Kinder dazu, automatisch mitzumachen, erklärt die Therapeutin.

 

 

"Manche Kinder blühen auf dem Hof regelrecht auf"

 

"Manche Kinder blockieren in der Praxis. Sie sind schon therapiemüde", sagt sie. Sie hat jedoch beobachtet: " Auf dem Hof blühen sie regelrecht auf." In der Zusammenarbeit mit dem Pferd fühlen viele der kleinen Patienten plötzlich ihre Schwächen nicht mehr. Sie, die sich oft als benachteiligt und krank erleben, werden auf dem Pferderücken selbstbewusst, stark und mutig.

Eine Erfahrung, die Ricarda Stelter bestätigt.

Sie kommt regelmäßig mit ihrem elfjährigen  Sohn Lars aus Solingen zur Therapiestunde. Der stark entwicklungsverzögerte Junge kann nicht sprechen, seine Motorik ist ungelenk.

Auf dem Pferd entspannt er sich zusehends, er hilft beim Putzen und legt mit Unterstützung die Decke auf Twisters Rücken.

"Er ist schon von klein auf ständig in Therapien", erklärt seine Mutter und ergänzt:"Hier macht er gute Fortschritte. Er fühlt das Pferd und seine Reaktionen, reagiert darauf freudig, und seine Körperhaltung verbessert sich." Während Katharina Claaßen mit Lars auf dem Pferd arbeitet, führt ihre Schwester Anika den Haflinger.

Es sind kleine Bewegungen und doch Übungen mit großer Wirkung: Lars sitzt rückwärts auf dem Pferd und freut sich über seinen Erfolg. Noch als er auf dem Hof ankam, war er extrem unruhig.

Sein Verhalten verändert sich innerhalb der Zeit, die er mit dem kontaktfreudigen Haflinger verbringt, zusehends. Am Ende gibt es einen Apfel als Belohnung für Twister.

"Es ist wichtig, dass die Patienten wissen, es ist ein Lebewesen und kein Therapieinstrument", sagt die Ergotherapeutin.

 

Für die achtjährige Sophie ist das klar.

Das Mädchen hat Konzentrationsschwierigkeiten. Gerade bei der Diagnose Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) wird die Konzentration am Pferd besonders gefördert.

Nervösen Kindern zeigt das Tier durch seine Reaktionen sofort, dass etwas falsch läuft.

Sophie merkt das diesmal ganz deutlich beim Putzen. Twister schüttelt seine Mähne-sie muss reagieren und wird ruhiger im Umgang mit dem großen Tier.

"Sie sieht es nicht als Therapie, es macht sie stolz, auf dem Pferd erfolge zu haben", beschreibt ihre Mutter Daniela Axt-Wunderlich. Auch die Merkfähigkeit des Mädchens wird besser, denn Sophie lernt, wie das Pferd fertig gemacht wird, bevor sie es auf den Reitplatz führt.

Entspannt liegt sie schließlich auf dem warmen Pferderücken, geborgen und getragen.

 

INFO

Die Therapie

 

Körperspannung aufbauen, sich ausbalancieren, die Grob- und Feinmotorik stärken - all das kann im Mittelpunkt der tiergestützten Ergotherapie stehen.

Seit Oktober arbeitet Katharina Claaßen als staatlich anerkannte Ergotherapeutin mit der Zusatzqualifikation Reittherapeutin (ergotherapeutische Behandlung am Pferd, DKThR) in Himmelgeist mit Pferden und auch mit ihrer Therapiebegleithündin Amy.